Gedenken am Geistlichen Rat und Ehrenbürger Jakob Raß
Unter den zehn Ehrenbürgern des Marktes Floß seit Beginn des 20. Jahrhunderts nimmt Bischöflicher Geistlicher Rat Pfarrer Jakob Raß eine besondere Stellung ein.
Der am 21. August 1869 in München als Sohn der Kommissärseheleute Anton und Anna Raß Geborene, wurde vor genau 130 Jahren, 1894 zum Priester geweiht und kam am 6. Mai 1906 in die katholische Pfarrgemeinde Floß, nachdem er vorher Kooperator in St. Emmeram in Regensburg war. Bei seinem Empfang als neuer Pfarrer waren der katholische Kirchenpfleger, der evangelische Pfarrer Albert Reinhardt und der israelitische Lehrer und Kultusvorstand Wetzler gekommen.
Sofort ergriff der neue Pfarrer die Initiative zum Bau einer Herz-Jesu-Anstalt mit Kindergarten, der den Mallersdorfer Schwestern übertragen wurde. Später wurde eine Hauskrankenpflege und Nähschule, betreut von den Franziskanierinnen eingerichtet werden.
Das über 250 Jahre bestehende Simultanuem konnte durch den Bau einer eigenen Pfarrkirche im Jahre 1912 beendet werden. Noch im gleichen Jahr wurde ein eigener Friedhof mit Leichenhaus in unmittelbarer Nähe des Kirchenzentrums angelegt. Zu dieser Zeit entstand auch der neue Pfarrhof mit Pfarrgarten. Es ist der Initiative von Pfarrer Jakob Raß zu danken, dass während des Ersten Weltkrieges die katholische Kirche in der Nachbarpfarrei Flossenbürg gebaut wurde. Doch damit nicht genug. Pfarrer Raß war für das kulturelle und gesellschaftliche Leben sehr aufgeschlossen. In den Jahren 1919/1920 wurde ein eigenes Vereinsheim mit Bühne errichtet. Seine soziale Einstellung war grenzenlos. Viele Jahrzehnte gehörte er dem kommunalen Wohlfahrtsausschuss des Marktes an und galt als Helfer armer, kranker und pflegebedürftiger Menschen. Der Bau einer Wohnbaracke in Pfarrzentrum trug zur Linderung der Wohnungsnot bei. Seine seelsorgerische Tätigkeit als Pfarrer und Geistlicher Rat, seine Öffentlichkeitsarbeit in der Kirchengemeinde fanden dankbare Anerkennung durch Verleihung des Ehrenbürgerrechts des Marktes Floß am 23. Februar 1927. Eine letzte öffentliche Ehrung erfuhr Pfarrer Raß im Rahmen einer Festsitzung am 29. April 1954 aus Anlass seines Goldenen Priesterjubiläums durch den Marktgemeinderat unter Bürgermeister Josef Lehner.
Pfarrer Raß war ein gewissenhafter und begnadeter Chronikschreiber, der die katholische Kirchengschichte ebenso erfasste wie die der Wallfahrtskirche St. Nikolaus, die er gerne als Pestkirchlein bezeichnete. Zu seinen Hobbys gehörte die Imkerei bei der er sich erholte, denn Urlaub oder Ferien kannte der Geistliche Rat, wie er immer wieder im Volksmund genannt wurde, nicht.
Ehrenbürger, Pfarrer Jakob Raß verstarb am 21. Oktober 1958, genau vor 66 Jahren. Seine letzte Ruhe fand er im katholischen Friedhof in Floß. Die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer widmete an diesem Tag dem Erbauer des katholischen Kirchenzentrums ein ehrendes Gedenken.
Artikel und Bilder: Fred Lehner