Flosser Kleinod und Wahrzeichen St. Nikolauskirche 300 Jahre

Im neuen Glanz erstrahlt das Kleinod und Wahrzeichen des 1075-jährigen Marktes; die St. Nikolauskirche. Sie wurde am 9. November 1723 benediziert und ist heute 300 Jahre alt.

In der reichen und bewegten Ortsgeschichte des heute 1075-jährigen Marktes spiegeln sich auch die Kirchengeschichten beider Konfessionen sowie die der früheren jüdischen Gemeinde wider. Dabei fällt dem Kleinod und Wahrzeichen des Marktes, der katholischen St. Nikolauskirche, im Volksmund gerne und liebevoll auch „Nikalaskirche“ genannt, eine ganz besondere Bedeutung zu. Pfarrer Max Früchtl spricht mit großer Ehrfurcht und hohem Respekt vom „Heiligtum“ in seiner Pfarrei. Dieses Heiligtum ist jetzt 300 Jahre alt.


Die St. Nikolauskirche, eine Perle barocker Baukunst, auch als Kirche der kleinen Leute genannt, steht auf dem 529 Meter hohen und von allen Seiten sichtbaren, bewaldeten Nikolausberg, dessen Grundeigentümer der Markt Floß ist, mit mächtigem Kreuz und Freialtar. Der frühere Pfarrer Josef Most, heute in seinem Geburtsort Pfreimd lebend, hat sich im Jahre 2001 die Mühe gemacht, nach den Unterlagen von Geistlichen Rat Jakob Raß die Geschichte der Kirche neu nieder zu schreiben. In diesem kleinen Geschichtswerk ist festgehalten, dass die St. Nikolauskirche 1723 erbaut wurde und viele Heilige, die das Volk sehr verehrt, aufweist. Es sind dies: St. Nikolaus, St. Johannes Nepomuk, die Pestheiligen St. Sebastian und St. Rochus, den Patron der Bauern, St. Wendelin und vor allem das Gnadenbild im Hochaltar zur Gottesmutter von der immerwährenden Hilfe. Pfarrer Jakob Raß, Erbauer der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer, bezeichnete das kleine Gotteshaus gerne als „Pestkirchlein“ und begründete dies auch.
Bedeutende bauliche Maßnahmen, vor allem die Renovierungen in den 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts und die von Pfarrer Max Früchtl in den letzten Jahren durchgeführten Sanierungen -leider konnten sie noch nicht ganz abgeschlossen werden -, führten dazu, dass die unter Denkmalschutz stehende Kirche in ihrer baulichen Substanz keine Schäden mehr aufweist. Die Trockenlegung rund um das Gebäude, die Neubedachung und die dringend notwendigen Begasungen im Inneren des Gotteshauses wegen des starken Holzwurmbefalles sorgten dafür.
Gerne geben sich Brautpaare in der im schönen Kleid befindlichen „Hochzeitskirche“ ihr Jawort. Früher wurde in den Sommermonaten an jedem Montag um 19 Uhr Messe gefeiert. Heute noch lädt die während der Tageszeit offen gehaltene Kirche zum Verweilen und zum stillen Gebet ein.
Die Kirche ist ein Bau des 18. Jahrhunderts. Darin weist auch die Inschrift auf dem Hauptportal „1722“ hin. Es soll schon in früherer Zeit auf dem Nikolausberg eine Keltensiedlung bestanden haben. Im Mittelalter wurde eine erste Kirche gebaut. Ausgangspunkt war wohl der Nikolauskult, der sich nach der Übertragung der Gebeine des Heiligen Nikolaus von Myra nach Bari in Süditalien durch die Kreuzfahrer in ganz Europa, vor allem in Süddeutschland im 12./13. Jahrhundert schnell ausbreitete. Die erste Flosser Kirche musste wegen Baufälligkeit 1561 abgetragen werden. Festgehalten wurde, dass mit den Steinen das damalige neue Rathaus (heute: das dem Markt gehörende Anwesen des Podewilshauses in der Plößberger Straße) erbaut wurde.
Im Jahre 1719 beschließt der katholische Teil des Rates den Wiederaufbau der Kirche. Die Baupläne hat der Flosser Maurermeister Andreas Nißler erstellt. Doch diese wurden verworfen, weil die landesfürstlich genehmigte Kollekte ein ungenügendes Ergebnis darin sah. Man hat sich deshalb entschieden, die Kirche in einfacher Form zu bauen. Das ist geschehen. Die St. Nikolauskirche als Nebenkirche der Flosser Pfarrei wurde am 09. November 1723 benediziert. Neben der früheren Simultankirche (1503) ist sie das älteste Flosser Gotteshaus.
Trotz des damals schon in Floß vorherrschenden Simultaneums war die Kirche nach Ausweis der Matrikel von 1723/1724 ausschließlich den Katholiken vorbehalten. Mit päpstlicher Bulle vom 28.März 1738 wird die Kirche am Fest des Heiligen Nikolaus ein vollkommener Ablass und am Fest des Heiligen Johannes Nepomuk ein solcher von sieben Jahren und sieben Quadragenen verliehen.
Weil sich die Kirche zu Ende des 19. Jahrhunderts als zu klein erweist, wurde das Kirchenschiff nach der Westseite hin verlängert. Damit gewann man eine tiefe Empore. Die Kirche ist eine Einraumkirche mit angesetztem Chor. Zwischen Langhaus und Chor ist der Kirchturm angebaut. Das Langhaus schließt mit einer Holzdecke ab, während der Chor gewölbt ist. Die Sakristei befindet sich im Erdgeschoss des Turmes der eine Höhe von 23.4 Meter aufweist.
Das Gotteshaus ist reich an Ausstattungen. Der Hochalter stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das Marienbild kann als Maria-Hilf-Bild angesehen werden. Das schönste Stück ist das Oberteil mit Akanthusschnitzereien, in der Mitte das Bild des Kirchenpatrons St. Nikolaus. Der einzige Seitenaltar entstand um 1730 und birgt eine Statue des Heiligen Johannes Nepomuk. Die Kanzel wurde 1777 aufgestellt. Ein Bildhauer aus Beidl im Landkreis Tirschenreuth schnitzte sie. Der untere Teil der Kanzel hat ein hübsches Rokokomuschelwerk mit einem Relief des Heiligen Johannes Nepomuk. Noch viele Bildnissen und Statuen, darunter der Heilige Nikolaus mit den drei goldenen Kugeln, bereichern das Gotteshaus
Bedeutende Renovierungen gab es 1980/1981 durch Pfarrer Richard Bartmann und 1984/1985 unter Pfarrer Josef Most. Die Kirche erhielt erstmals eine Orgel mit fünf Registern. Ein Werk des Orgelbaumeisters August Hermann aus Regensburg. Die alten Glocken mussten im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden. Mit den neuen Glocken der Pfarrkirche erhielt auch die St. Nikolauskirche im Jahre 1949 drei neue Glocken. Sie wurden später mit elektrischem Geläut, das morgens, mittags und abends zum Gebet eingesetzt wird, ausgestattet. Auch das Uhrenwerk wird elektrisch betrieben. Die Flosser sind stolz auf ihre „Nikalaskirche“, die sich in das große Ortsjubiläum mit ihrem 300. Jahrestag einreiht.
Trotz größter Bemühungen war es nicht möglich, die anstehenden Reinigungsarbeiten im Innbereich der Kirche rechtzeitig bis zum Jubiläumstag abzuschließen. Pfarrer Max Früchtl ist aber dennoch zuversichtlich. Das 300-jährige Jubiläum in der St. Nikolauskirche soll noch in diesem Jahr gefeiert werden können.

Artikel und Bilder: Fred Lehner

Reiche und wertvolle Ausstattungen verbirgt die Wallfahrtskirche, auch Kirche der kleinen Leute genannt.

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