Herz Jesu Haus
Noch vor dem Bau der neuen Pfarrkirche St. Johannes der Täufer im Jahre 1912 errichtete der damalige Pfarrer Jakob Raß mit bischöflicher Genehmigung im Jahre 1907 das damalige Anwesen der Herz-Jesu-Anstalt, das bereits im April 1908, also vor genau 110 Jahren, durch Mallersdorfer Schwestern bezogen wurde. Gleichzeitig wurde eine „Kinderschule“ und eine ambulante Krankenpflege eingerichtet.
Pfarrer Jakob Raß, Geistlicher Rat und Erbauer des neuen Gotteshauses, hatte sich wenige Monate nach seiner Installation am 6. Mai 1906 durch die Kirchenverwaltung Genehmigung für den Bau eines Herz-Jesu-Hauses eingeholt. Schon am 10. Mai 1907 schloss er mit dem Kloster Mallersdorf einen Vertrag über die Errichtung einer Schwestern-Station.
Neben der Kinderschule und der ambulanten Krankenpflege wurde eine Nähschule mit angeschlossenem Handarbeitsunterricht und Haushaltshilfe unterhalten. Einrichtungen, die ausschließlich aus Spenden finanziert wurden. Pfarrer Raß war es weiter ein Anliegen, eine „Herz-Jesu-Bruderschaft“ zu gründen.
Über 60 Jahre bestanden diese Einrichtungen bis am 25. August 1969 der Abzug der Franziskanerinnen vollzogen und die Flosser Filiale des Klosters Mallersdorf wegen Schwestermangel aufgelöst wurde. Heute noch können sich ältere Flosser Bürger an Kinderschwester Hunegundis erinnern, die bis ins hohe Alter von 80 Jahren segensreich tätig war.
Die Frage der weiteren Verwendung des nach dem Wegzug der Mallersdorfer Schwestern leerstehenden Herz-Jesu-Hauses fand nur eine vorübergehende Lösung. Festzuhalten bleibt, dass Geistlicher Rat Pfarrer Jakob Raß im Dachgeschoß des Hauses seinen wohlverdienten Lebensabend unter Betreuung von Haushälterin Elise Schuler verbrachte. Das Obergeschoß diente meist als Wohnraum für Gemeindereferenten, während im Erdgeschoß Gruppenräume der CAJ-Mädchen und die Pfarrbücherei untergebracht waren.
Bei den Planungen für das neue Pfarrheim St. Josef unter Pfarrer Josef Most stand nicht nur der Abriss des alten Pfarrsaales mit dem angrenzenden Mesnerwohnhaus zur Diskussion. Verhandlungen mit der Regensburger Diözese um finanzielle Unterstützung für den geplanten Umbau des Herz-Jesu-Hauses scheiterten. Vielmehr sollte nach Meinung der Diözese dieses Gebäude ebenfalls mit Pfarrsaal und Mesnerhaus abgebrochen werden. Das ging den Flossern zu weit. Pfarrer und Kirchenverwaltung hatten sich entschieden, das Haus in Eigenregie zu unterhalten.
Die Aufwendungen für den Unterhalt des Gebäudes durch Einbau einer Heizung, Erneuerung der Elektro- und Sanitärinstallation, Putzerneuerungen, Badfließen und Holzdecken waren enorm. Doch es wurde geschafft. Die Mesnerfamilien Barth und Griebsch finanzierten die Räume des Obergeschosses fast ausschließlich aus Eigenmitteln. Der franziskanische Geist, den Pfarrer Jakob Raß vorlebte, kam während dieser Bauphasenzeit zum Tragen. Das Erdgeschoss stand ab 1984 für die Einrichtung einer Caritas-Sozialstation und einer neu gestalteten Pfarrbücherei zur Verfügung. Doch hat sich auch hier seit einem Jahr eine Änderung vollzogen. Die Pfarrbücherei wurde aufgelöst und die Caritas-Station kündigte den Mietvertrag. Erd- und Obergeschoss stehen seither leer.
Für Pfarrer Max Früchtl ein unmöglicher Zustand. Es müsse Hand angelegt werden. Er könne sich ein „Haus der Begegnung“ vorstellen. Die Unterbringung vieler Gegenstände für das kirchliche Leben, die derzeit auf vielerlei Stellen im Pfarrzentrum verteilt sind, sei eine Möglichkeit für die künftige Nutzung des Hauses. Zudem würden sich die Räumlichkeiten für die Abhaltung verschiedener Veranstaltungen der Pfarrei anbieten.
Vorstandschaft und Ausschuss und Mitglieder der Kirchenverwaltung hatten sich mit dem Katholischen Männerverein spontan bereit erklärt, für eine anstehende Sanierung des Hauses mit Hand anzulegen. Das soll bereits am Samstag, 30. Juni geschehen.
Bereits beim Pfarrfest am 24. Juni gibt es für die Bevölkerung Gelegenheit, sich bei dieser Aktion mit einzubringen und Beiträge zu leisten. So werden Bücher aus Altbeständen der Pfarrbücherei und von privater Seite als Bausteine zum Kauf angeboten. Jede Spende zählt, jeder Cent ist wichtig, rufen Pfarrer Max Früchtl und die kirchlichen Vereine zur Unterstützung dieser Aktion auf.
BILDERGALERIE
Text und Bild(er) von Fred Lehner