Vortrag von Pater Lindner aus Ensdorf

Er will eine bunte Kirche, eine Kirche der sozialen Gerechtigkeit und des Friedens und ruft der Jugend zu: Mischt euch ein!: Papst Franziskus. Kaum ein Vortrag des Katholischen Frauenbundes und des Männervereins hatte in den letzten Jahren soviel Aufmerksamkeit mit anschließender Diskussion ausgelöst wie der des Salesianer-Paters Alfred Lindner vom Kloster Ensdorf. Verständlich, denn die Offenheit und eigene Überzeugung des Referenten faszinierten und stimmten doch nachdenklich.

Durch Studium, Medienarbeit und Vorträge hat sich der aus der Oberpfalz stammende Pater zu einem Experten in Sachen Person und Botschaft von Papst Franziskus gemacht. Er wurde von Vorsitzenden Christina Schaller, ebenso wie Pfarrer Thomas Richthammer, herzlich begrüßt.

Kein Blatt nahm sich der Pater vor dem Mund als er das Verhältnis des früheren Bischofs von Regensburg, Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Vorsitzender der Glaubenskongregation und dem Papst streifte. Es könnte jedenfalls besser sein. Welche Haltung Kardinal Müller auch immer einnehme und vertrete, über ihn stehe der Papst.

Der eigene und besondere Stil des Papstes spreche für sich, wenn er noch im Gästehaus wohne und mit Mitarbeitern und Gästen täglich Gottesdienst feiere und zu Mittag esse. Der Kontakt mit den Menschen und auf der Straße sei ihm ein besonderes Anliegen. Papst Franziskus sucht die Nähe zu den Menschen. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass seine erste Reise zu den Gestrandeten nach Lampedusa ging.

In einem Filmstreifen zeigte Pater Lindner die Reise des Papstes ins Heilige Land, wo er für Frieden und Versöhnung betete und den Besuch im Europaparlament auf. Hier habe der Papst allen ins Gewissen geredet und sich für die Religionsfreiheit stark gemacht. Immer wieder war von Pater Lindner zu hören, dass Papst Franziskus ein Mann des Dialogs und des Gesprächs sei. Nach der Einführung des neuen Rates im Vatikan mit acht Kardinälen, wo Kardinal Reinhard Marx aus München Europa vertritt, strebt der Papst auch die Einführung der Dezentralisierung an. „Eine Kurie, die sich selbst nicht kritisiert, die sich nicht selbst erneuert, die nicht versucht, sich selbst zu verbessern, ist ein kranker Körper.“

Seine Grundeinstellung drückte der Papst so aus: „Ich möchte keine Sakristei-Maus sein.“ Deshalb stünden nicht in erster Linie die Moral und die Dogmatik an der Spitze seiner Verkündigung, sondern Barmherzigkeit und die „Option für die Armen“.

Für Pater Lindner stehe heute schon fest: „Es gibt kein zurück mehr. Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Deshalb müsse das Selbstbewusstsein im Glauben weiter gestärkt werden. Der Salesianer-Pater ging gar soweit, dass er sich eine Spaltung der Kirche vorstellen könne, wenn nicht der von Papst Franziskus eingeschlagene Weg in den nächsten Jahrzehnten weiter verfolgt werde. Deshalb müsse alles getan werden, die Fenster der Kirche weit zu öffnen, eine Spaltung vermeiden und eine Lagerbildung verhindert werden. Das sei das Gebot der Stunde. Abschließend zitierte Pater Lindner sechs „goldene Regeln“ der Menschlichkeit und Humanität, unter anderem „Man sollte sich gegenüber anderen nicht in einer Weise benehmen, die für einen selbst unangenehm ist; das ist das Wesen der Moral“ und „Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selbst wünscht.“

Die sehr offen geführte Diskussion machte deutlich, dass sich die katholische Kirche weiter reformieren muss. Pfarrer Thomas Richthammer war einer der Diskussionsredner. Auch er begrüßte die Öffnung der Kirche. Das kann geschehen, wenn der Glaube gelebt wird.


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Text und Bild(er) von Fred Lehner

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