Neues Projekt: Sanierung der St. Nikolauskirche

St. Nikolaus im WinterJedem geschichtsbewussten Bürger im Flosser Amt sind die vielen Wahrzeichen des über 1068-jährigen Marktfleckens bewusst. Er weiß und schätzt auch, dass die dem Heiligen St. Nikolaus geweihte Kirche ein stolzes Kleinod in der Gemeinde ist. Anmutig und prächtig steht sie auf den 529 Meter hohen, von allen Seiten sichtbaren und von mächtigen Bäumen umgebenen Nikolausberg. Sie umrahmen ebenso wie die neuen 14 Kreuzwegstationen das Wallfahrtskirchlein.

Die Flosser nennen die Nikolauskirche liebevoll „Nikalaskirche“. Sie ist eine Nebenkirche der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer.

Nahezu 300 Jahre ist das Kirchlein alt. Es beherbergt viele Heilige, die das Volk verehrt. Dazu gehören St. Nikolaus, St. Johannes Nepomuk, die Pestheiligen St. Sebastian und St. Rochus, den Patron der Bauern, St. Wendelin, und vor allem auch das Gnadenbild im Hochaltar zur Gottesmutter von der immerwährenden Hilfe.

Seit ihrem Bestehen ist die St. Nikolauskirche ein gern gesuchter Ort des Gebetes, der stillen Betrachtung und Einkehr, eine „Kirche der kleinen Leute“ mit ihren Volksheiligen und Nothelfern, denen man seine Sorgen und Freuden anvertrauen möchte. Eben eine echte Wallfahrtskirche.

Blättert man in der so reichen Geschichte des Kirchleins, so lässt sich festhalten, dass auf dem Hauptportal die Jahreszahl 1722 zu lesen ist. Schon in früherer Zeit bestand dort eine Keltensiedlung. Im Mittelalter wurde auf dem Nikolausberg, der im Grundeigentum der Gemeinde steht, eine Kirche gebaut. Ausgangspunkt für den Bau der Kirche war der Nikolauskult, der sich nach der Übertragung der Gebeine des Heiligen Nikolaus von Myra nach Bari in Süditalien durch die Kreuzfahrer in ganz Europa, vor allem in Süddeutschland im 12./13. Jahrhundert schnell ausbreitete. 1561 wurde diese Kirche abgetragen und mit den Steinen das neue Rathaus (heute das Hotel „Goldener Löwe“) erbaut.

1719 beschließt der katholische Teil des Marktrates den Wiederaufbau der Kirche. Der von dem Flosser Maurermeister Andreas Nißler (die älteren Bürger des Marktes kennen das frühere Kolonialwarengeschäft Nißler noch) entworfene Plan zu einer Rotunde kommt nicht zur Ausführung, weil die landesfürstlich genehmigte Kollekte ein ungenügendes Ergebnis brachte und die Finanzierung in Zweifel gestellt wurde. So wird die Kirche 1722 in einfacher Form aufgebaut und am 9. November 1723 benediziert.

In einem Auszug aus der Matrikel der Jahre 1723/1724 ist festgehalten, dass die Kirche ausschließlich den Katholiken vorbehalten bleibt, obwohl zur damaligen Zeit bereits das Simultaneum bestand. Mit päpstlicher Bulle vom 28. März 1738 wird der Kirche auf dem Nikolausberg am Fest des Heiligen Nikolaus ein vollkommener Ablass und am Fest des Heiligen Johannes Nepomuk (Nebenpatron) ein solcher von sieben Jahren und sieben Quadragenen verliehen.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts erweist sich die Kirche wegen des großen Zuspruchs der Gläubigen bei den Gottesdiensten und Andachten als zu klein. Der Entschluss reifte und wurde umgesetzt. Das Kirchenschiff wurde nach der Westseite verlängert. Man gewann dabei eine unverhältnismäßig tiefe Empore. Die St. Nikolauskirche ist eine einfache kleine Einraumkirche mit angesetztem Chor. Zwischen Langhaus und Chor wurde der Kirchturm angebaut. Das Langhaus schließt mit einer flachen Holzdecke ab. Die Sakristei befindet sich im Erdgeschoß des Turmes. Schon 1736 / 1737 wurden zwei Glocken gegossen und in den Turm eingebaut. Noch bis 1916 bestand die Läutepflicht der beiden Glocken. Im Zweiten Weltkrieg 1939/l945 mussten auch die Glocken der St. Nikolauskirche abgeliefert werden. Doch mit dem neuen Läutwerk der Glocken im Kirchturm der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer im Jahre l949 erhielt auch die St. Nikolauskirche drei neue Glocken.

Sanierung St. NikolausUnter Pfarrer Richard Bartmann wurde die St. Nikolauskirche in den Jahren 1980 und 1981 außen renoviert. Weil auch Schäden im Innenbereich der Kirche sichtbar waren, wurden unter Pfarrer Josef Most in den Jahren 1984 und 1985 die Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Die im Jahre 1985 erstmals eingebaute Orgel ist ein Werk des Orgelbaumeisters August Hartmann aus Regensburg. Sie hat fünf Register und eine mechanische Traktur.

Das ansprechende, neue Kleid der Kirche brachte viele Brautleute dazu, die St. Nikolauskirche als Hochzeitskirche auszuwählen. In den Sommermonaten wird jeweils montags die heilige Messe gefeiert.

Eine sichtbare Bereicherung des Nikolausberges ist der auf Initiative des Katholischen Männervereins im Jubiläumsjahr 2012 der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer errichtete neue Kreuzweg mit seinen aus heimischen Granit bestehenden 14 Stationen. Der Gedenkstein am Treppenaufgang zur Kirche trägt die Inschrift: „So schwer das Kreuz, nur nicht verzagen. Ein Kreuz musst du mit Liebe tragen.“


Die seit Jahren sichtbaren Innen- und Außenschäden der St. Nikolauskirche zwangen geradezu zum Handeln. Pfarrer Thomas Richthammer, Kirchenpfleger Josef Rosner und die Mitglieder der Kirchenverwaltung stehen fest zusammen. Noch im Januar soll die Entscheidung über die Durchführung einer notwendigen Sanierung fallen. Als ersten Schritt geht es um „Substanz erhaltende Maßnahmen“. Der Kostenaufwand für den Bauabschnitt I dürfte nicht unter 440000 Euro liegen. Im Rahmen eines zweiten Bauabschnitts und damit als Nachfolgeprojekt soll die Innensanierung der Kirche angegangen werden. Bauträger ist die Katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer. Er hat auch die Finanzierung zu sichern. Ein denkbar schwieriges Unterfangen, das allerdings nicht als unmöglich gilt. Erst dann, wenn die Finanzierung als nachweisbar gesichert gilt und die Bischöfliche Finanzkammer in Regensburg ihre Genehmigung erteilt hat, können die Bauarbeiten begonnen werden. Das könnte sich durchaus bis Frühjahr 2017 hinziehen. Wichtig ist, dass ein Anfang gemacht wird. Das Kleinod des Marktes ist allen Anstrengungen und Opfern wert.

Erste Zuwendungen als Entlastung des Bauträgers hat es bereits gegeben. Die Chöre der Pfarrgemeinde haben den Erlös aus dem Adventskonzert des Vorjahres in Höhe von 603.38 Euro der Baumaßnahme zur Verfügung gestellt.

Text und Bild(er) von Fred Lehner

 

Drucken E-Mail

Pfarrei St. Johannes Floß  -  Pfarrer-Jakob-Raß-Zentrum 2  -  92685 Floß  -  Email: info@pfarrei-floss.de