Benefizkonzert von "Flautiano"
Vollendete Orgelmusik, meisterhafte Flötentöne, lebendig vorgetragene Kirchengeschichte, machten das Benefizkonzert am Sonntag in der St. Nikolauskirche so wertvoll. Es ist den Interpreten und Vortragendem zu danken, dass der Konzertabend zu einer Erfüllung für alle Gäste und Besucher wurde.
Das Duo „Flautiano“ mit Klara Bäumler (Orgel) und Marion Elling (Querflöte) hatte jene Komponisten ausgewählt und interpretiert, die seit der Zeit des Bestehens der Barockkirche wirkten, darunter Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach und Jean Baptiste Loeillet.
Seit mehr als 15 Jahren machen Klara Bäumler und Marion Elling gemeinsam Musik. Dabei verstehen sie sich nicht nur in der Klassik, sie beherrschen auch die Moderne meisterhaft. Das geradezu „blinde Verständnis“ und die hörbare Harmonie der Vorträge können kaum noch eine Steigerung erfahren. So auch ihr Auftritt als Premiere in der St. Nikolauskirche.
Der frühere Kirchenpfleger Anton Eismann befasste sich mit der Kirchengeschichte des „Flosser Kleinods“ und ließ seiner Erzählung zum Teil auch in freier Rede ihren Lauf. Gerade das machten seine Worte zwischen den Musikvorträgen so interessant.
Pfarrer Thomas Richthammer hatte in seiner Begrüßung die Bereitschaft von Klara Bäumler, Marion Elling und Anton Eismann lobend herausgestellt. Um die Eigenleistungen in Höhe von 132000 Euro für den ersten Bauabschnitt, der mit über 441000 Euro gerechnet wurde, stemmen zu können, bedarf es auch der finanziellen Unterstützung von dritter Seite, etwa durch solche Aufführungen wie die des Barockkonzerts.
Mit dem „Presto“ von Georg Philipp Telemann (1681-1767) begann der musikalische Konzertabend durch Klara Bäumler (Orgel) und Marion Elling (Querflöte). Georg-Friedrich-Händels (1685-1759) „Allegro-Siciliana-Giga“ aus der Sonate in F HWV 369 ließ leichte und beschwingte Musik spüren.
Als „Kleinod und Wahrzeichen“ im Flosser Amt bezeichnete Sprecher Anton Eismann die St. Nikolauskirche. Sie wurde am 9. November 1723 benediziert. Schon in früherer Zeit bestand an diesem Ort eine Kirche, die 1561 abgetragen und aus deren Steine das damalige Rathaus (heute: Gasthof „Goldener Löwe“) errichtet wurde. Es fanden sogar Wallfahrten aus dem Böhmischen statt. Trotz des bestehenden Simultaneums in Floß war die Kirche nach Ausweis der Matrikel von 1723/1724 ausschließlich den Katholiken vorbehalten. Doch das hat sich geändert. Mit päpstlicher Bulle vom 18. März 1738 wird der Kirche auf dem Nikolausberg (Grundeigentümer ist der Markt Floß) am Fest des Heiligen Nikolaus ein vollkommener Ablass und am Fest des Heiligen Johannes Nepomuk ein solcher von sieben Jahren und sieben Quadragenen verliehen.
Die St. Nikolauskirche ist eine einfache kleine Einraumkirche mit angesetztem Chor und zwischen Langhaus und Chor angebautem Turm. Der jetzige Bau dürfte über 120 Jahre alt sein.
Mit dem „Adagio ma non tanto – Allegro“ aus der Sonate e-Moll BWV 1034 von Johann Sebastian Bach (1685-1750) gab es einen weiteren Hörgenuss des Duos. Bei den zwei Choralvorspielen über „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Johann Sebastian Bach zeigte sich Klara Bäumler als Meisterin an der Königin der Instrumente. Ehemann Harald (Organist der Stadtpfarrkirche Neustadt/WN) hatte an ihrer Seite ein waches Ohr. Mit dem „Largo“ von Jean-Baptiste Loeillet (1680-1730) aus der Sonata I op. 3 Nr. 1 , das die Abendstimmung in die Kirche hineinbrachte und der heiteren Orgelmusik von Klara Bäumler mit dem „Le coucou – Der Kuckuck“ von Louis Clade Daquin (1604-1772) wurde der erste Teil feiner und sorgfältig ausgewählter Barockmusik abgeschlossen.
Wieder war es ein angenehmer Hörgenuss beim Vortrag „Cantabile – Allegretto“ aus der Sonate B-Dur von Johann Joachim Quantz (1697-1773) durch die beiden Künstlerinnen.
Anton Eismann setzte seine Kirchengeschichte fort und stieg in das 20. Jahrhundert, wo es durch Pfarrer Richard Bartmann und Pfarrer Josef Most zwei wichtige Renovierungsabschnitte gab, ein. Nunmehr folgt ein dritter großer Bauabschnitt mit der Sanierung des Außenputzes und der drei Dachstühle. Eine Entscheidung, die nach einer Bestandaufnahme der zuständigen Behörden, darunter auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München, durch die Kirchenverwaltung getroffen wurde.
Fortgesetzt wurde der musikalische Abend mit „Adagio-Allegro“ von Jean-Baptiste Loeillet (1680-1730) aus der Sonate III op. 3 Nr. 3 und Klara Bäumler bewies mit dem „Allegro“ aus Concerto G-Dur nach Vivaldi BWV 973 von Johann Sebastian Bach erneut ihre Liebe zur Kirchenorgel.
Die Erzählungen von Anton Eismann erstreckten sich auf die Ausstattung der Barockkirche mit Kanzel, Altarbild der Mutter Gottes mit dem Jesukind, dem Glockengeläut, der mechanischen Schleifladeorgel, die nachträglich einen Subbass erhielt, dem Altartisch mit Ambo.
Zu einem weiteren Höhepunkt kam es beim Vortrag von Klara Bäumler und Marion Elling, die das „Air“ von Johannes Sebastian Bach aus der Orchestersuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068 vollendet aufführten. Als Anton Eismann noch die Lebensstationen des Kirchenpatrons St. Nikolaus, der Heiligen Sebastian, Rochus und Johannes Nepomuk (Seitenaltar), sowie die Kreuzwegbilder, eine der ältesten sakralen Gegenstände in der Kirche, wach werden ließ, vollendete das Duo „Flautiano“ mit meisterhaftem Vortrag „Aria“ von Giavanni Battista Pergolesi (1710-1736) und Bachs Menuett (Allegretto) - Badinerie (Vivace) aus der Orchestersuite Nr. 2 h-Moll BWV 1067 den so reichen Konzertabend. Anton Eismann rundete seine Erzählungen mit dem Liedtext „Herr, deine Güte ist unbegrenzt, sie reicht, so weit der Himmel glänzt, so weit die Wolken gehen“ ab. Anhaltende Stehende Ovationen waren der Lohn für die beiden Protagonisten und Sprecher Anton Eismann. Das war noch eine schöne, heitere musikalische Zugabe durch das Duo „Flautiano“ wert.
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Text und Bild(er) von Fred Lehner