Eindrucksvolle Feierstunde in Flosser Synagoge zur „Woche der Brüderlichkeit“

„Öffnet die Tore der Gerechtigkeit – Freiheit Macht Verantwortung „. Unter diesem Thema steht am Sonntag die Feierstunde in der Flosser Synagoge zur Woche der Brüderlichkeit. Die Besucher sind tief beeindruckt.

 Mit ihren Gebeten wurde die Feier zur „Woche der Brüderlichkeit“ zu einer erneut eindrucksvollen gemeinsamen Stunde. Erste Reihe von links: Kantor Andreas Kunz, Pfarrer Wilfried Römischer, Rabbiner Dannyel Morag, Pfarrer Max Früchtl  Zweite Reihe: Pfarrer Alfons Forster, Pfarrerin Edith Lang, und Bürgermeister Robert Lindner.

Bei seiner Begrüßung hatte Pfarrer Alfons Forster aus Michldorf in seiner Eigenschaft als einer der drei Vorsitzenden der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit Weiden herausgestellt, dass solche Feierstunden wichtige Impulse für den christlich-jüdischen Dialog liefern sollen.

Öffnet die Tore der Gerechtigkeit – hinter dieser Aufforderung steht die biblische Vorstellung, dass die Welt Gottes ein Ort ist, der für alle offensteht. Das Bild des Tores wird damit zum Gegenentwurf für alle Mauern, die Menschen gegeneinander aufrichten. Der Dreiklang „Freiheit- Macht-Verantwortung“ umschreibt darüber hinaus das spannungsvolle Verhältnis dieser Begriffe im Blick auf die Gestaltung politischer Systeme. Das Jahresthema fordert auf, diese zentralen Begriffe in ihrer Komplexität und im Hinblick auf gemeinsames Handeln gegen Antisemitismus und Rassismus zu deuten.

Dankbar war Pfarrer Forster über die Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste. Gekommen war und teilgenommen hat auch eine Besuchergruppe von Sozialdemokraten aus Heinersreuth bei Bayreuth.

Pfarrerin Edith Lang hatte in ihrer Hinführung zum Thema die historischen Anziehungspunkte herausgestellt.  Seit Februar 2022 kämpft ein Land im Osten Europas für seine Freiheit und Demokratie – gegen einen totalitären Aggressor, der mit unfassbarer Gewalt versucht, sich einen seiner Nachbarn einzuverleiben. Weltweit scheinen liberale Demokratien durch das Erstarken rechtsextremer totalitärer Bewegungen und deren Desinformationskampagnen gefährdet wie nie. Während der Pandemie wurde der Freiheitsbegriff in Stellung gebracht gegenüber den von manchen als „diktatorisch“ empfundenen Hygienemaßnahmen und dabei die Notwendigkeit von Fürsorge und Verantwortung für andere bestritten. Der Ruf nach Freiheit begleitete die friedliche Revolution in der DDR inmitten eines Systems, das für sich in Anspruch nahm, eine ideale und gerechte Gesellschaft zu schaffen und stattdessen eine Diktatur errichtete.

Die Feierstunde erhielt durch den musikalischen und gesanglichen Teil eine besondere Note, zumal Pfarrer Römischer die vorgetragenen Psalmen erläuterte. Zu Beginn spielten Kantor Andreas Kunz (E-Piano) und Pfarrer Wilfried Römischer (Gitarre und Gesang) „Essa enai“ – ich habe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?

Wie schon in den Vorjahren, so wurden auch bei dieser Feier die Besucher mit einbezogen. Gemeinsam wurde: „Kommt herbei, singt dem Herrn“ gesungen. Mit Rabbiner Dannyel Morag aus Hof wurde die Stunde des Miteinanders zu einem besonderen Erlebnis. Der Gast aus Hof hatte schon frühere Feierstunden in der Synagoge durch seine Gebete und hebräischen Gesänge, die er mit einem kräftigen Schalom vortrug, mitgestaltet und bereichert. Die Besucher bat er, nicht die Augen zu schließen, sondern vielmehr zu schreien um gehört zu werden. Nach und dem Gebetsvortrag durch Pfarrer Max Früchtl, der von Feiern und Danken sprach, gab es ein gemeinsames Gebet durch Dannyel Morag, Pfarrer Forster und Pfarrerin Edith Lang, bei dem die Besucher mitbeteten: „Der Herr segne und behüte uns, er lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Er schaue auf uns und schenke uns seinen Frieden“ . Wieder waren es zwei Liedvorträge „ Ani Ma’achim (ich glaube) und „Ashira“ (ich will singen), die durch Kunz und Römischer vorgetragen wurden. Erhebend und feierlich das gemeinsam gesungene und von den Instrumentalisten begleitete Lied: „Hevenu schalom alechem“ - wir wünschen Frieden euch allen, Frieden in aller Welt – ein israelitisches Volkslied das nach den Schluss- und Dankesworten durch Bürgermeister Robert Lindner die bewegende Feierstunde mit dem Segensgebet der Geistlichen beendete.

Artikel und Bilder: Fred Lehner

Pfarrer Wilfried Römischer (Gitarre und Gesang) und Kantor Andreas Kunz (E-Piano) bei ihren musikalischen Darbietungen, die der Feierstunde eine besondere Note gaben.

 

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